FAQ

Komparatistik? Was ist das denn?
Ein bisschen einfacher ausgedrückt: Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft. Den Bereich der Allgemeinen Literaturwissenschaft gibt es eigentlich in jeder Sprachwissenschaft: in Germanistik, Anglistik, Slawistik und so weiter… Das Besondere in der Komparatistik ist, dass wir uns hier die Literaturen aller Sprachen (oder zumindest vieler) anschauen und sie miteinander vergleichen. Das kann auf ganz unterschiedlichen Ebenen passieren. Zum Beispiel können wir die Bearbeitung eines bestimmten Stoffes (Romeo und Julia/Faust/Antigone etc.) zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Sprachen untersuchen. Oder wir schauen uns an, wie ein literarisches Werk in anderen Medien wie Film oder bildender Kunst umgesetzt worden ist. Oder wir finden sogenannte intertextuelle Verbindungen zwischen verschiedenen Werken, die gibt es beispielsweise, wenn in einem Text auf einen anderen angespielt wird.

Und was macht man da so?
Einige Beispiele stehen ja schon in der ersten Antwort. Aber vielleicht ist es hilfreich, etwas über die ersten Semester zu erzählen. Am Anfang lernt man ganz viele Grundlagen: Was ist Komparatistik eigentlich genau? Was ist Weltliteratur? Wie funktioniert ein Vergleich und auf welchen Ebenen? Wie analysiert man Texte sinnvoll (Erzähltheorie, Darstellung von Handlung, Zeit und Raum, Figurenanalyse)? Welche Modelle kann man zur Hilfe nehmen (Hermeneutik, Literatursoziologie, Marxistische Literaturtheorie und so weiter)? Wie arbeitet man wissenschaftlich? Wie finde ich ein Buch in der Bibliothek? Später geht es dann um speziellere Themen, zum Beispiel um Fiktion – was ist das genau und wie kann es sein, dass uns fiktive, also nicht reale, Geschichten emotional so mitnehmen? Schließlich wissen wir, dass Dobby nicht wirklich sterben kann, weil er nie existiert hat - trotzdem nimmt es uns mit. Und dann gibt es auch einen Lektürekurs, für den man sich quer durch die Weltliteratur liest, um im Seminar mit anderen über diese Werke zu reden.

Gibt es denn viele, die Komparatistik studieren?
Nein, man könnte die Atmosphäre deshalb fast familiär nennen. Spätestens im zweiten Semester kommen einem alle Namen und Gesichter bekannt vor. Das kann Vorteile haben, zum Beispiel befördert es die Diskussionen in den Seminaren. Aber auch, wer jetzt Sorge hat, bei so wenig Auswahl keine Freunde zu finden – die meisten (eventuell sogar alle) Fächer, die man mit Komparatistik kombinieren kann, haben mehr Studierende.

Was muss ich auf jeden Fall mitbringen, wenn ich Komparatistik studieren möchte?
Spaß am Lesen! Das ist definitiv das Wichtigste. Wer Komparatistik studiert, hat ständig das Gefühl, nicht genug gelesen zu haben. Und für die Vorlesungen und Seminare muss man auch vor allem zwei Dinge tun: Literatur lesen und Fachtexte lesen.

Diese Sprachtests, die da verlangt werden, für den „Nachweis der Lektürefähigkeit“, wie schwierig sind die?
Nicht zu sehr, erst recht nicht, wenn man eine Affinität zu Sprachen hat (was ja viele Lesende haben). Schon die Bedingungen sollten das eigentlich verdeutlichen: Man hat zwei volle Stunden Zeit, um mit Hilfe eines Wörterbuchs eine groß beschriebene DIN-A4-Seite eines mittelschweren Textes (etwa 350 Wörter) aus einer Fremdsprache ins Deutsche zu übersetzen. Damit soll man einfach nur zeigen, dass man in der Lage ist, Lektüre auch im Original zu lesen.
Die Wahl der Sprachklausur ist außerdem unabhängig von der Wahl der Einzelphilologischen Module. Ihr könnt also in Englisch und Französisch eure Übersetzungsklausur schreiben und trotzdem das slavistische und italienische Modul besuchen.

Was ist der Unterschied, ob ich Komparatistik im Kernfach oder im Beifach studiere?
In erster Linie der Arbeitsaufwand. Beifach bedeutet, dass man nur 6 statt 8 Module hat und diese sich auch etwas lockerer über die sechs Semester Regelstudienzeit verteilen. Der Schwerpunkt liegt dann also auf dem dazu gewählten Kernfach. Für das Kernfach sind etwa 2/3 der Gesamtstudienzeit vorgesehen. Dort schreibt man am Schluss auch seine Bachelor-Arbeit. Inhaltich unterscheidet sich das Studium vor allem in den späteren Semestern. Kernfachstudierende haben die Möglichkeit, sich intensiver mit zwei Philologien, zum Beispiel englischen, französischen oder slavischen Literaturen, auseinanderzusetzen.

Und was macht man später mal damit?
Tja, witzig… Das wird man ständig gefragt, wenn man Komparatistik studiert, und zwar von so ungefähr jedem. Aber es gibt dazu nicht nur eine Antwort, höchstens ein paar Beispiele: Komparatist*innen werden Journalist*innen, Kritiker*innen, Regisseur*innen, gehen in die Wissenschaft, gehen in Verlage, gehen in die Kulturvermittlung, machen Öffentlichkeitsarbeit, schreiben Bücher… Was man mit einem Komparatistik-Abschluss wird, ist sehr individuell. Im Studium geht es vor allem erstmal um die Begeisterung an ebendiesem und die Softskills und das Allgemeinwissen, welches in vielen Bereichen Anwendung finden kann.